Vereine sind die Basis für den Spitzensport

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„Breitensport und Spitzensport – Ergänzung oder Widerspruch? Unter diesem Thema stand das mittlerweile 20. Oberneiser Forum, zu dem der Landtagsabgeordnete Frank Puchtler in das Gemeindehaus nach Oberneisen eingeladen hatte. Rund 50 Zuhörer folgten der Einladung. Als Referent konnte Frank Puchtler den ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes und Bundespolitiker Rudolf Scharping gewinnen.

Scharping, der sich vor sieben Jahren aus der Politik zurückgezogen hat, sprach in seiner Funktion als Präsident des Bunds deutscher Radfahrer (BDR) über brisante Themen, thematisierte die Dopingproblematik und brach eine Lanze für die Vereine, die den Breitensport anbieten, mit dem der Spitzensport erst möglich wird.


„Vereine sind eine wichtige Grundlage. Die Erfolge im Spitzensport basieren auf einer erfolgreiche Jugendarbeit. Talente können nur in den Vereine gesichtet und dementsprechend gefördert werden“, sagte Scharping. Als problematisch für die Vereine bezeichnete Scharping die Einführung der Ganztagsschule. „Die Ganztagsschule nimmt den Vereinen die Mitglieder. Deshalb muss den Vereinen der Weg in die Schulen geöffnet werden, sonst droht die Kultur zu vertrocknen“, führte der BDR-Präsident an. Ein Mittel dazu könnte die pädagogische Ausbildung im Rahmen des Erwerbs eines Trainerscheins sein, mit dem Übungsleiter im Unterricht tätig werden könnten. Hinzu komme der demografische Wandel und die abnehmende – für Sportvereine immens wichtige – Bevölkerungsgruppe der unter 20-Jährigen. Scharping: „Die Sportvereine müssen sich neu orientieren, und dabei benötigten sie Hilfe.“
Der Sport biete ein hervorragende Möglichkeit für Jugendliche, ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Dabei lerne man ein faires Miteinander, und mit Siegen und Niederlagen umzugehen. Sehr kritisch äußerte sich Scharping zur Dopingproblematik: „Die Versuchung ist immer gegeben, doch nie zu rechtfertigen. Gerade in einer Gesellschaft, in der Leistung zählt. Doch nicht nur im Sport ist Doping ein Thema, auch in vielen anderen Bereichen wie im Beruf oder bereits im normalen Miteinander, wenn Menschen ohne Medikamente nicht mehr normal leben können.“


Die Machenschaften von Lance Armstrong, dem siebenmaligen Tour-de-France-Gewinner und überführten Dopingsünder, verglich Scharping mit denen eines kaltblütigen Unternehmers. Trotz der Diskussion um Manipulationen im Spitzensport seien Vorbilder wichtig, um Kinder und Jugendliche für eine Sportart zu begeistern: „Die Vorbildfunktion muss ein Spitzensportler jedoch in der Leistung und im Charakter erfüllen. Gleiches gilt für Sportfunktionäre.“


Die Dopingaffäre in den Jahren 2006 und 2007 habe den BDR zudem viele Sponsorengelder gekostet, dennoch sei die Zahl der Mitglieder in den vergangenen Jahren gestiegen und der Radsport in Deutschland erfolgreicher geworden.
Nach dem Vortrag diskutierten Scharping und Frank Puchtler mit den Zuhörern. Klaus Lotz, Vorsitzender des VfL Altendiez, kritisierte, dass bei der Verteilung der Mediengelder keine Gerechtigkeit herrsche. „Das Geld muss auf alle Sportarten verteilt werden, um Talente zu fördern“, forderte Lotz.

 

Quelle: Rhein-Lahn-Zeitung, 16. November 2012, Uli Pohl

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