Hunderte wollen Nico und Jonah retten

Drei Wattestäbchen müssen für die Typisierung abgegeben werden. So kann die Spenderdatei DKMS die nötigen Daten erheben, um nicht nur für Nico und Jonah nach passenden Spendern zu suchen. Der Zulauf zu der Aktion in Wasenbach war riesig. Fotos: Heinz Burkhard Westerweg (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Drei Wattestäbchen müssen für die Typisierung abgegeben werden. So kann die Spenderdatei DKMS die nötigen Daten erheben, um nicht nur für Nico und Jonah nach passenden Spendern zu suchen. Der Zulauf zu der Aktion in Wasenbach war riesig. Fotos: Heinz Burkhard Westerweg

Das Schicksal bewegt einen ganzen Landstrich: Die Post verteilt Flyer an die Haushalte, die Bahn bestückt Züge in der Region mit Plakaten, in den Geschäften hängen Hinweise aus, im Umkreis von Einrich, Esterau und Diez stehen 30 Spendendosen. Am Sonntag halten sich im Dorfgemeinschaftshaus in Wasenbach mehr als 80 Helfer bereit, um eine Typisierungsaktion der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) reibungslos zu gewährleisten. Denn nur eine Stammzellentransplantation kann das Leben zweier Kinder retten. 969 Personen wollen helfen.

Bei Nico (sieben Jahre) aus Wasenbach ist die Krankheit, ein schwerer Gendefekt, bereits ausgebrochen, bei seinem acht Monate alten Bruder Jonah wurde sie diagnostiziert. Die Folgen für die betroffenen Jungen sind einschneidend: Mundschutz, kein Schulbesuch, das Immunsystem ist extrem in Mitleidenschaft gezogen. Doch beide wollen leben, haben – so der eindringliche Appell der verzweifelten Eltern vor der Typisierung – doch noch alles vor sich. Für Sandra Nickel, die die Mutter der beiden Kinder aus dem Tanzsport kennt, erwächst aus diesem Schicksal Verpflichtung: Zusammen mit einer Initiativgruppe und unterstützt von Turnverein, Kulturverein, Feuerwehr und Männergesangverein mobilisiert sie die Region und bewältigt allein bei den Vorbereitungen eine Mammutaufgabe. Noch bevor in Wasenbach die Typisierung durch die DKMS beginnt und die Helfer in den Ablauf eingewiesen werden, haben sich 250 mutmaßliche Spender beim Hobbymarkt in Oberneisen registrieren lassen. Aus Oberneisen kommt mit Landrat Frank Puchtler auch der Schirmherr. Alles, was an diesem Nachmittag im und vor dem Dorfgemeinschaftshaus in Wasenbach verzehrt wird, ist gesponsert.

Für den guten Zweck eintreten – dazu ruft Bettina Steinbauer von der Spenderdatei die Anwesenden auf, die vom TV-Vorsitzenden Marc Seelbach begrüßt werden. Noch bevor feststeht, ob tatsächlich ein Knochenmarkspender aus der Region als Lebensretter für die Jungen infrage kommt, kann Steinbauer ein ermutigendes Ergebnis vorwegnehmen: „Vielen Menschen können wir das Leben retten.“

 

Datenerfassung, Zwischen- und Endkontrolle und vor allem die Speichelprobe mit drei Wattestäbchen und jeweils einer Minute Kontakt zu den Schleimhäuten in der Mundhöhle wird genau erklärt. Bei Bedarf steht geschultes Fachpersonal parat. Wer helfen will, der muss zwischen 17 und 55 Jahre alt sein und über einen bestimmten Bodymassindex verfügen. Krankheiten und Medikamente sind für die Typisierung tabu.

Für den Nachwuchs stehen an diesem Nachmittag Hüpfburg, Kinderschminken und ein Ballonzauberer bereit, um die Wartezeit zu überbrücken. Auch die Schulkameraden von Nico beteiligen sich an der groß angelegten Hilfsbereitschaft. Sie bringen Salate und Suppen zum Dorfgemeinschaftshaus.

Am Ende ist die Initiativgruppe aus dem Tanzsport mit ihrer Hilfsaktion noch nicht. Für den 15. November kündigt Sandra Nickel einen Benefiznachmittag im Dorfgemeinschaftshaus an. Auftreten sollen Chöre und Tanzgruppen. Der Erlös ist für die Familie der betroffenen Jungen bestimmt.

 

RZ Rhein-Lahn-Kreis (Ost) Diez vom Dienstag, 13. November 2018, Burkhard Westerweg