Ein Gotteshaus mit einzigartiger Architektur

Das Geburtstagskind: Die Kirche von Oberneisen – liebevoll auch Dom des Aartals genannt – wird 200 Jahre alt. Foto: Rolf Kahl (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Das Geburtstagskind: Die Kirche von Oberneisen – liebevoll auch Dom des Aartals genannt – wird 200 Jahre alt. Foto: Rolf Kahl

Die Rundkirche in Oberneisen wird in diesem Jahr 200 Jahre alt. Dieses Ereignis wird mit mehreren Veranstaltungen über das gesamte Jahr gefeiert. Jetzt referierte der ehemalige Pfarrer Stefan Fischbach aus seinem umfangreichen Manuskript über die Geschichte der Kirche.

Die Rundkirche fällt auf, denn sie hat ein ganz anderes Erscheinungsbild als die üblichen Dorfkirchen in der heimischen Region: Der Dom des Aartals – so wird das imposante Gotteshaus auf dem Enchesberg, hoch über der Aargemeinde, auch genannt. „Sie ist eine der wenigen Rundkirchen nördlich der Alpen und gar die einzige, deren Altar mittig im Raum aufgestellt ist“, führte Stefan Fischbach aus. Der runde Altar besteht aus einer Marmorplatte mit 1,75 Metern Durchmesser. Die Kirche hat im Erdgeschoss 250 Sitzplätze und bietet auf der Empore weiteren 250 Menschen Platz.

„Der von 1817 bis 1819 errichtete Bau gilt als Meisterwerk des Klassizismus. Geschickt in den Bau integriert wurde der romanische Glockenturm aus dem 12. Jahrhundert“, berichtete Fischbach, der zu seiner Zeit als Pfarrer in Oberneisen in jahrelanger mühevoller Kleinarbeit Daten und Bilder zur Rundkirche sammelte, um sie in einem Band zusammenzufassen. Unterhaltsam führte er die Besucher des Vortrags zurück in die Zeit der Entstehung, spannte den Bogen bis in die Neuzeit. Mit der Renovierung im Jahr 2001 erhielt die Rundkirche ihr noch heute bestehendes Aussehen.

Eine Kirche auf dem Oberneisener Enchesberg errichtet die Abtei Prüm bereits kurz vor 881. Zwischen 1021 und 1031 wurde ein Nachfolgebau geweiht. Auf ihn folgte ein Kirchenbau, von dem der heute noch vorhandene spätromanische Turm stammt. Anhand der Jahresringe verbauter Hölzer konnte der Bau auf circa 1130 bis 1135 datiert werden. 1525 wurde der Chor der Kirche komplett neu errichtet. Soldaten Wallensteins plünderten 1627 die Kirche und verbrannten die gesamte Inneneinrichtung. Zudem sorgte auch ein Blitzeinschlag im August 1651 in den Turm für massive Brandschäden. 1733 wurde das gesamte Gebäude grundlegend instandgesetzt, 1815 dann bis auf den alten Turm abgerissen.

Von 1816 bis 1819 wurde eine neue Rundkirche im klassizistischen Stil gebaut, geplant von Friedrich Ludwig Schrumpf und finanziert von den Gemeinden Lohrheim, Netzbach und Oberneisen. Der romanische Westturm wurde in den Neubau mit einbezogen. Ende September 1819 war der Neubau vollendet. Pfarrer Fischbach in seinem Vortrag: „Es war gelungen, mit einfachen Mitteln eine monumentale Kirche zu errichten – die bedeutendste klassizistische Kirche in Rheinland-Pfalz.“ Wie Fischbach berichtete, sollen die Feierlichkeiten zur Einweihung enorm gewesen sein: „Die ganze Region nahm daran teil. Menschenmassen kamen zum vierstündigen Festgottesdienst, eine Woche lang wurde gefeiert.“

 

RZ Rhein-Lahn-Kreis (Ost) Diez vom Dienstag, 19. März 2019, Rolf-Peter Kahl

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