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Rundkirche ist ein Stück Heimat

Die Kirche in Oberneisen ist die einzige Rundkirche nördlich der Alpen mit einem Altar in der Mitte des Gotteshauses.  RZ Rhein-Lahn-Kreis (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Die Kirche in Oberneisen ist die einzige Rundkirche nördlich der Alpen mit einem Altar in der Mitte des Gotteshauses. RZ Rhein-Lahn-Kreis

Sie gilt als die bedeutendste klassizistische Kirche in ganz Rheinland-Pfalz: die Rundkirche in Oberneisen. Ende September vor 200 Jahren wurde ihr Bau vollendet. Das ganze Jahr feiert die Gemeinde das Jubiläum dieser monumentalen Kirche, die nicht umsonst als der „Dom des Aartals“ bezeichnet wird und „die mit einfachen Mitteln errichtet wurde“, wie der ehemalige Gemeindepfarrer Stefan Fischbach in der Festschrift zum Jubiläum schreibt.

Noch ein Superlativ: Die Oberneiser Kirche ist sogar die einzige Rundkirche nördlich der Alpen, deren Altar mittig im Raum aufgestellt ist, weiß der Theologe und passionierte Historiker. Baudirektor Johann Schrumpf aus Wiesbaden lieferte 1812 die Pläne für das einzigartige Gotteshaus, für das die Orte Lohrheim, Netzbach und Oberneisen die notwendigen Gelder beisteuerten. Von 1817 bis 1819 dauerte die Umsetzung, die einen romanischen Glockenturm aus dem zwölften Jahrhundert in den Neubau integrierte.

Denn an gleicher Stelle auf dem Enchesberg der Aargemeinde befanden sich bereits zwei Vorgängerinnen des heutigen Gotteshauses, wie Fischbach in mühevoller Kleinarbeit zur Geschichte der Kirche detailreich recherchierte. „Über das Aussehen der beiden ältesten Oberneiser Kirchen wissen wir bisher nichts“, schreibt Fischbach nach dem Studium zahlreicher Chroniken. In der Ersterwähnung Oberneisens von 790 sei noch keine Kirche aufgelistet, wohl aber im Jahr 881, die Abt Gerbert von St. Alban wegen Baufälligkeit abreißen und vergrößert wieder errichten ließ; diese wurde am 6. April 1031 vom Trierer Erzbischof Poppo geweiht. Untersuchungen am Holz des Kirchturms datieren dessen Bauzeit auf die Zeit zwischen 1130 und 1135. Plünderungen der Soldaten Wallensteins und Brände setzten der Kirche im 17. Jahrhundert stark zu, woran auch eine Wiederherstellung von 1733 nichts änderte. Ab 1780 wurde dort kein Gottesdienst mehr gefeiert; für besondere Feste wurde nach Flacht und Hahnstätten ausgewichen, im Sommer ins Freie und im Winter ins Schul- und Pfarrhaus, das heutige Gemeindehaus.

Im Innern wurde die Rundkirche letztmals im Jahr 2001 renoviert. Welche Bedeutung das Gotteshaus schon vor 200 Jahren hatte, zeigt eine Festschrift von 1969. Darin wird über die Einweihung berichtet, an der die ganze Region Anteil nahm: „Menschenmassen kamen zum vierstündigen Festgottesdienst, eine Woche lang wurde gefeiert.“ Die Geschichte der Kirche in Oberneisen lese sich wie ein Abenteuerroman, freut sich Dekanin Renate Weigel mit der Gemeinde über das Jubiläum. Was Menschen erleben, widerfahre auch Kirchen. „Das Erfahren von Nähe, Zuwendung und Pflege lässt strahlen. Gewalt, Missachtung, Vergessenwerden drücken nieder und machen kaputt“, so Weigel.

„Die Rundkirche ist ein Symbol für Beständigkeit, ein Ort der Ruhe, ein Stück Heimat“, schwärmt Gemeindepfarrerin Annette Blome von dem Gotteshaus ihres Kirchspiels, zu dem auch die Orte Lohrheim und Netzbach gehören. „Die Kirche verbindet die Gegenwart mit der Vergangenheit und gibt Sicherheit für die Zukunft“, so die Theologin. Bei allen Veränderungen in der Welt stille die Kirche die Sehnsucht der Menschen nach Geborgenheit, Heimat und Vertrautsein. Blome: „Hier in der Kirche hat dieses Urbedürfnis seinen Platz.“ Und so freut sie sich mit den Menschen im Aartal auf vielfältige Veranstaltungen im Jubiläumsjahr ebenso wie Landrat Frank Puchtler: „Für unser Dorf ist unsere Kirche mehr als ein Bauwerk – sie ist Mittelpunkt des kirchlichen, sozialen und kulturellen Lebens“, so der Oberneisener Politiker.

 

RZ Rhein-Lahn-Kreis (Ost) Diez vom Samstag, 20. Juli 2019

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